Copyright by Pferdedoktor 1997.

Befall mit Würmern

Jedes Pferd leidet mehr oder weniger unter Wurmbefall. Es infiziert sich beim Grasen, wobei es die aus Wurmeiern ausgeschlüpften Larven aufnimmt. Da die Würmer im Inneren des Pferdes lange Zeit überleben können, müssen alle Pferde regelmäßig entwurmt werden, auch wenn sie im Stall gehalten werden. Beim Weiden im Sommer nimmt das Pferd mehr Wurmlarven auf und muß deshalb relativ oft entwurmt werden. Wurmkuren töten nicht nur die Würmer ab und verhindern körperliche Schäden, sie verringern auch die Verwurmung der Weide. Damit die Wurmkur auch ihren Zweck richtig erfüllt, müssen alle Pferde einer Koppel gleichzeitig behandelt werden. Weidepferde sollten alle sechs bis acht Wochen - je nach verwendetem Präparat - entwurmt werden, Stallpferde mindestens zweimal im Jahr. Es ist sehr wichtig, Jungpferde und Fohlen regelmäßig etwa alle vier bis sechs Wochen zu entwurmen, da sie noch keine Abwehrkräfte gegen die Würmer besitzen. Durch Würmer hervorgerufene körperliche Schäden behindern das Wachstum und können ein Pferd für den Rest seines Lebens erheblich beeinträchtigen.

Schlechter Futterzustand, stumpfes Fell, aufgeblähter Bauch, mangelnde Leistungsfähigkeit sowie Blutarmut und Koliken sind Anzeichen für den Wurmbefall. Lungenwürmer verursachen außerdem Husten. Durch Analyse einer Kotprobe durch den Tierarzt kann die Zahl der Wurmeier ermittelt und die Anzahl der ausgewachsenen eierlegenden Würmer im Darm ziemlich genau ermittelt werden. Eine neuere Methode der Blutuntersuchung weist sogar unreife Würmer nach; hierdurch kann Wurmbefall bestätigt oder als Krankheitsursache ausgeschlossen, aber auch überprüft werden, ob eine Wurmbekämpfung erfolgreich verlaufen ist.

Ausgewachsene Würmer leben in den Därmen des Pferdes und ernähren sich von seiner Nahrung sowie den Verdauungssäften, dem Pferd werden also Nährstoffe weggenommen. Zudem wird die Darmschleimhaut geschädigt, was Verdickungen verursacht, welche die Absorption der Nährstoffe stark erschweren. Bei starkem Wurmbefall führt dies bereits zu schlechter Verwertung des Futters und damit schlechtem Futterzustand. Sowohl die verschiedenen Larvenstadien vieler Würmer als auch ausgewachsene Arten von Würmern schädigen innere Organe und verursachen Probleme, wovon die schwersten durch wandernde Larven der Blutwürmer entstehen. Diese Larven verlassen die Därme und wandern in die großen Blutgefäße, die die Eingeweide versorgen, wo dann schwere Schädigungen der Gefäßwände entstehen. Dadurch kann die Blutzufuhr zu den Därmen verringert oder gar gänzlich unterbrochen werden. Solche Gefäßschäden bewirken starke Schmerzen in den schlecht durchbluteten Darmabschnitten und sind eine der Hauptursachen für Koliken. Blutwurmlarven können Verstopfungen in großen Blutgefäßen oder Ausbuchtungen der Gefäßwände verursachen; wenn das im Hauptblutgefäß der Eingeweide (vordere Gekrösearterie) der Fall ist, werden damit schwere Koliken ausgelöst. Gelangen die Larven, was zum Glück recht selten ist, in andere große Blutgefäße, können sie dort sogar tödliche Blutungen auslösen.

Bei der Vielzahl der angebotenen Wurmmittel gibt es zwei besondere Unterscheidungen: Die älteren, preiswerteren Präparate töten nur die ausgewachsenen Würmer und müssen relativ häufig verwendet werden. Die neueren, teureren Präparate töten sowohl die unreifen als auch die ausgewachsenen Würmer ab und müssen nicht so oft angewendet werden. In jedem Falle ist die Gebrauchsinformation des Herstellers genauestens zu beachten. Welche Kur man auch immer anwendet - es gibt sie als Pulver, das dem Futter beigemischt wird, als Paste, die mittels einer Spritze direkt ins Maul gegeben wird, schließlich als Flüssigkeit, die nur vom Tierarzt mit der Nasenschlundsonde verabreicht werden kann - so muß unbedingt von Zeit zu Zeit das Mittel gewechselt werden. Würmer werden nämlich nach einiger Zeit resistent (unempfindlich) gegen ein Wurmmittel. Präparate, die sich chemisch ähnlich sind, sind bezüglich der Resistenzbildung als ein Präparat zu betrachten. Daher ist es notwendig, bei einem Wechsel nicht nur das Präparat, sondern vor allem die chemische Gruppe zu wechseln. Chemisch miteinander verwandt ist die Imidazol-Gruppe (Thibenzol, Panacur, Telmin, Rintal), weiterhin die Phosphor-Gruppe (Neguvon, Equigard/Dichlorphos und alle Präparate mit dem Zusatz "plus"). Die Pyrantel-Gruppe als dritte stellt Banminth her, die vierte Ivomec, so daß man also zwischen diesen vier Gruppen wechseln kann. Zweckmäßig hält man auf einem Pferdegesundheitsplan die Daten der Wurmkuren und verwendeten Mittel fest, um zum richtigen Zeitpunkt das richtige Präparat wählen zu können.

Wichtig ist, daß das Wurmmittel auch wirklich sicher und vollständig in das Pferd gelangt. Manche Tier blasen Wurmpulver aus dem Futter heraus oder sortieren die Körnchen beiseite oder lassen das gesamte Futter stehen. Will man ganz sichergehen, verwende man die Wurmpaste, die direkt ins Pferdemaul gedrückt wird.

Nur die Präparate der Phosphor-Gruppe sowie Ivomec wirken auch gegen Dassellarven (Magenbremsen). Die Dasselfliege schlüpft im Spätsommer, das Weibchen wirft im Flug klebrige, gelb-weißliche Eier ab, die im Fell des Pferdes festhaften. Aus den vom Pferd abgeleckten Eiern, die sich nun im Maul befinden, schlüpfen Larven, bohren sich in die Schleimhäute und wandern in den Magen, wo sie sich festsaugen und vom Mageninhalt ernähren. Die Parasiten bleiben zehn bis zwölf Monate im Magen, werden sodann mit dem Kot ausgeschieden, verpuppen sich und werden zu ausgewachsenen Dasselfliegen - der Kreislauf beginnt erneut. Über das Ausmaß der inneren Schäden beim Pferd sind sich die Experten nicht einig, jedoch ist sicher, daß die Larven die Verdauung stören und auch Geschwüre an der Magenschleimhaut verursachen. Es ist daher zu empfehlen, im Dezember oder Januar (weil sich erst dann die Larven im Magen angesiedelt haben und für das Präparat erreichbar sind) eine Kur durchzuführen mit einem Präparat, das auch gegen Dassellarven wirkt. Nach der Kur sind die etwa einen Zentimeter langen, rötlich- braunen Larven im Kot zu finden.

Pferde leiden immer unter einer Vielzahl von Wurmarten. Einige davon sind selbst in großer Zahl relativ harmlos, andere können schwere körperliche Schäden verursachen. Es ist unmöglich, ein Pferd davon zu befreien, aber mit regelmäßiger Wurmkur und planmäßigem Wechsel der Präparate kann man den Wurmbefall wenigstens in Grenzen halten.