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Koliken


Das Auftreten von Koliken, d.h. schmerzverursachende Prozesse im Bauchraum des Pferdes, verursachen verständlicherweise bei fast jedem Besitzer alptraummäßige Ängste. Dieses um so mehr, als Koliken nach wie vor in ihrer Dimension für den Laien außerordentlich schwer einzuschätzen und in ihrem Verlauf nicht vorhersehbar sind. Lediglich leichte Koliken, bei denen das Pferd sich ruhig hinlegt, kaum oder nur mäßig schwitzt und der Puls nicht erhöht ist, eignen sich für eine abwartende Selbstteraphie, die darin besteht, daß dieses Pferd im Schritt longiert oder an der Hand geführt wird. Eine medikamentöse Selbstbehandlung sollte tunlichst unterbleiben, es sei denn, man verabreicht dem Pferd oral Hausmittel - sprich Kaschmieder Balsam, Öl oder rektal maximal 5 Buscopan-Zäpfchen. Wenn sich Pferde nach dieser Maßnahme beruhigen und unauffällig sind, so reicht ein engmaschiges Beobachten aus.

In dem Moment, wenn Pferde sehr stark schwitzen, sich permanent zum Bauch hin umschauen, sich wiederholend hinlegen oder gar wälzen, ist unbedingt das Hinzuziehen einer tierärztlichen Hilfe vonnöten. Bis zum Erscheinen des Tierarztes empfiehlt es sich auch in diesen Fällen, das kolikkranke Pferd im Schritt zu führen. Wenn möglich sollte ein Wälzen des Pferdes verhindert werden. Sofern die erkrankten Tiere sich ruhig hinlegen und dabei in stabiler Seitenlage verharren, kann dies geduldet werden. Wobei nach einer exakten Diagnostik durch den Tierarzt es durchaus einige Kolikformen gibt, bei denen das Pferd sich auch über einen längeren Zeitraum in einer sehr großen Box, besser in einer Halle nach Belieben wälzen darf, weil es Darmverlagerungen gibt, die sich infolge dieser naturgegebenen Maßnahme wieder in die richtige Lage bringen lassen. Das setzt jedoch voraus, daß der untersuchende Tierarzt neben der allgemeinen klinischen Untersuchung eine sogenannte Nasenschlundsonde schiebt, um eventuell vorhandenen Mageninhalt zu überprüfen und den Magen zu entleeren und vor allem, daß eine gründliche rektale Untersuchung des Pferdes erfolgt. Nur so ist es dem Tierarzt möglich, eine ursächliche Diagnose zu stellen. Grundsätzlich gilt, daß nur über diese aufgezählten diagnostischen Maßnahmen eine klinisch fundierte Diagnose zu stellen ist - sofern das Pferd von seinem Verhalten diese Untersuchungsmethoden ermöglicht.

Zur Vermeidung von Koliken ist es hilfreich, wenn man sich auf die Herkunft des Steppentieres Pferd besinnt, mit anderen Worten: eine täglich ausreichende Bewegung des Pferdes bei jedem Wind und Wetter dient als Grundvoraussetzung, um Imbalancen im Magen-Darm-Bereich zu vermeiden. Der wöchentlich verordnete Stehtag ist allenfalls für den Stallbesitzer und sein Personal von Nutzen - für das Pferd auf keinen Fall. Darüber hinaus ist das Fütterungsmanagement von entscheidender Bedeutung. Möglichst 3maliges tägliches Verabreichen von ausreichend Rauhfutter bei moderatem Anteil von Kraftfutter gewährleistet eine gleichmäßige Darmpassage der angebotenen Futtermittel. Daß diese von ausreichend guter Qualität sein müssen, versteht sich von selbst. Beim Auftreten gehäufter Koliken in einem Reitstall empfiehlt es sich, die Futtermittel an staatliche Untersuchungsämter zur Überprüfung der Inhaltsstoffe zu schicken. Nicht immer ist das, was außen auf den Verpackungen steht, im Futtermittel selbst enthalten. Die sehr stark verbreitete Anwendung der sog. Heulage in den letzten Jahren ist im Prinzip sehr erfreulich, sofern es sich um qualitativ einwandfrei silierte Ware handelt, die nach Möglichkeit bei der Lagerung nicht der prallen Sonne ausgesetzt ist und bei der gewährleistet ist, daß die verschweißte Folie keine Fehler aufweist. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß insbesondere die spät geerntete, sehr stengelhaltige und verhältnismäßig trockene Heulage nur zu einem Anteil von ca. 800 g pro 100 kg Körpergewicht verfüttert werden sollte. Darüber hinausgehende Mengen können auch bei einwandfreier Qualität zu Verstopfungen im Bereich des Dickdarmes führen.

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß Koliken eine Erkrankung des Pferdes darstellen, die für eine Selbstbehandlung denkbar ungünstig ist. Sie lassen sich jedoch weitestgehend vermeiden, wenn die Pferde ausreichend Bewegung haben und wenn die angebotenen Futtermittel zu exakt sich wiederholenden Tageszeiten in qualitativ einwandfreier Form geboten werden.

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