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Die Hufe

Die Hufe gehören zu den empfindlichsten Körperteilen des Pferdes und müssen daher täglich kontrolliert werden. Das Horn der Hufwand wächst monatlich etwa zweieinhalb Zentimeter von oben, dem Kronrand, abwärts. Die völlige Erneuerung der Hufwand dauert also rund sechs Monate. Bei Weidepferden gleichen sich Abnutzung und Erneuerung aus. Muß ein Pferd jedoch auf harten Böden arbeiten, nutzt das Horn schneller ab als es nachwachsen kann. Daher ist ein Beschlag notwendig, um die Hufe vor zu schneller Abnutzung - und das Pferd vor Schmerzen - zu bewahren.

Die Form der Hufe wirkt sich stark auf die Bewegungen des Pferdes aus. Zu lange Zehen und flache Trachten überlasten die Beugesehnen, was zu Sehnenzerrungen und Hufrollenerkrankung führt. Daher müssen die Hufe, ob beschlagen oder nicht, regelmäßig in die richtige Form gebracht werden. Richtige Form heißt, daß das Gewicht des Pferdes gleichmäßig auf die ganze Tragfläche verteilt ist; der Tragrand muß eben sein und parallel zum Kronrand verlaufen, beide Hufwände müssen also gleich lang sein und eine vom Röhrbein aus senkrecht gedachte Linie sollte den von vorn gesehenen Huf genau mittig teilen. Von hinten gesehen sollen beide Ballen gleich groß sein, die Unterseite des Strahls muß leichten Bodenkontakt aufweisen. Von der Seite gesehen müssen Zehe, Wandhöhe und Ballen größenmäßig zueinander passen. Ideal ist, wenn die Zehenwand parallel zur Fessel verläuft und die vordere Hufwand, die Fessel und die Ballen in einem Winkel von 45 bis 50 Grad stehen. Bei den Hinterhufen ist der Winkel etwa 50 bis 55 Grad.

Da die Geschwindigkeit des Hornwachstums von Pferd zu Pferd abweicht und auch abhängig von der Jahreszeit ist, sollten bei beschlagenen Pferden nach vier bis sechs Wochen die Eisen abgenommen und die Hufe auf ihre normale Größe ausgeschnitten werden, danach werden entweder neue Eisen aufgeschlagen oder die alten weiter verwendet. Neubeschlag ist zudem notwendig, wenn sich ein Eisen gelockert hat, abgelaufen ist oder abriß, die Nieten sich öffnen oder die Hufe schief wachsen. Sind die Eisen zu lange am Huf, wächst die Hornwand über die Ränder hinweg, was im Bereich der Eckstreben schmerzhafte Quetschungen verursacht.

Sowohl bei beschlagenen als auch bei unbeschlagenen Pferden müssen die Hufe regelmäßig gekürzt werden. Beim Weidepferd ist das Ausschneiden notwendig, damit die Hufwand nicht zu lang wird und ausbricht. Zudem muß eine durch Stellungsfehler verursachte ungleiche Abnutzung wieder ausgeglichen werden. Das Ausschneiden dient auch dazu, den Huf wieder passend zum Fesselstand zu machen, um eine übermäßige Belastung der Sehnen zu verhindern.

Sehr wichtig ist die tägliche Reinigung und Säuberung des Hufes, wobei eingetretene Steinchen oder Splitter (notfalls vom Tierarzt) entfernt werden und auch der Strahl zu prüfen ist. Allzu leicht entsteht bei längerem Stehen in feuchtem Mist und mangelnder Pflege der Hufe eine Strahlfäule. Hornspalte (senkrechte Risse) und Hornklüfte (waagerechte Risse) treten besonders bei stark ausgetrockneten und bei mangelhaft gepflegten Hufen auf. Eine Ausheilung nimmt sechs bis zwölf Monate bei intensiver Betreuung durch Hufschmied und Tierarzt in Anspruch!