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Sind alle Pferde von Magenschleimhautläsionen betroffen?


Generell besteht die Möglichkeit, daß alle Pferde an Magenulzera erkranken können. Es ist jedoch eine Häufung von Magengeschwüren in bestimmten Alters- bzw. Leistungsgruppen nachgewiesen worden. Besonders anfällig scheinen Fohlen bis zu einem Alter von 1 Jahr zu sein, wobei ein häufiges Vorkommen von Magenschleimhautläsionen in den ersten Lebenswochen und auch zur Zeit des Absetzens beobachtet werden konnte. Bei den adulten Pferden neigen vor allem die Vollblut- Rennpferde zu Magengeschwüren. Dabei ist anscheinend der Trainingsbeginn, vielleicht infolge der Streßeinwirkungen, sowie die Phase nach dem Überstehen schwerer Koliken besonders kritisch. Tiere, die als Hobbyreitpferde gehalten werden, sind dagegen weitaus weniger von dieser Erkrankung betroffen.

Magenschleimhautläsionen - wie entstehen sie?

Nachdem nun die Symptome der Magenschleimhautläsionen bekannt sind, muß man sich mit der Entstehung auseinandersetzen, um die Ursache(n) bekämpfen bzw. vorbeugen zu können. Im Magen ist für eine ungestörte Verdauung des Futters der saure Magensaft bzw. die darin enthaltene Salzsäure (HCL) und das eiweißspaltende Enzym Pepsin unentbehrlich. Diese beiden Substanzen sind allerdings sehr aggressiv, auch an Schleimhäuten. Um sich davor zu schützen, besitzt die Schleimhaut verschiedene Schutzmechanismen. Neben einer Schleimschicht und einer schnellen Erneuerungsfähigkeit der Zellen haben die Zellen die Fähigkeit, bei übermäßigem Säurekontakt zu verhornen. Läsionen entstehen vor allem dann, wenn ein Ungleichgewicht zwischen den angreifenden und schützenden Faktoren vorhanden ist. Als Ursachen werden eine Vielzahl von Faktoren aufgeführt (Medikamente, Fütterung, Infektionen, Streß), wobei eine alleinige Wirkung bzw. das Zusammenspiel von mehreren Faktoren immer noch diskutiert wird.

Richtige Fütterung = tierartgerechte Ernährung

Wenden wir unsere Aufmerksamkeit der Fütterung zu. Im Vordergrund steht dabei die einseitige konzentratreiche und strukturarme Ernährung der Pferde (wenig oder kein Rauhfutter) sowie die Überversorgung der Pferde mit Energie und z.T. auch mit Eiweiß.

Die ausschließliche Fütterung von Kraftfutter führte bei nahezu streßfreier Haltung zu Magenschleimhautläsionen bei Ponies. Des weiteren hat sich gezeigt, daß bei einer zu reichhaltigen Fütterung - Kraft- und Rauhfutter, die eine hochgradige Energiezufuhr über den Bedarf hinaus zur Folge hat - vermehrt Magenschleimhautläsionen entstehen.

Was hat das mit tierartgerechter Fütterung zu tun?

Eigentlich wird das Pferd durch den Menschen gezwungen, sich einseitig bzw. nicht artgerecht zu ernähren. Denn in freier Wildbahn besteht das Futter vorwiegend aus faserigen Bestandteilen. Dadurch hatte sich das Pferd bzw. dessen Verdauungskanal auf die kontinuierliche Zufuhr von kleineren Futtermengen, die über einen längeren Zeitraum aufgenommen wurden, eingestellt. Getreidekörner waren nicht von Bedeutung. Gras, Laub und Zweige bildeten die Nahrungsgrundlage, die zum intensiven Kauen und Einspeicheln anregten.

Das Haus- und vor allem das Hochleistungspferd müssen sich aber mit einem veränderten Nahrungsangebot auseinandersetzen. Neben strukturierten Komponenten, wie Heu, Stroh oder Grassilagen, bieten die Pferdehalter größere Mengen konzentrierte Futtermittel wie Getreide oder Mischfutter an. Weder das Getreidekorn noch die pelletierten Mischfutter führen zu einer intensiven Kautätigkeit und Einspeichelung des Futters. Da zusätzlich die Verfügbarkeit des Futters, nämlich die Häufigkeit und der Verlauf der Futteraufnahme, verändert wurde, gelangen heutzutage größere Futtermengen in den Magen. Parallelen zwischen Wild- und Hauspferd sind nur noch bei reiner Weidehaltung gegeben. Dann beschäftigt sich auch das Hauspferd fast den gesamten Tag (14-16 Stunden) mit der Futteraufnahme, wobei kleine Mengen aufgenommen und intensiv gekaut werden.

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