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Magengeschwüre bei Pferden


Eine neue Zivilisationskrankheit?

Erst seit die Endoskopie (Untersuchung von Hohlorganen) Einzug in die Tiermedizin gehalten hat, können auch Magengeschwüre bei Pferden, die sonst eher als Zufallsbefunde auftraten, erkannt und z.T. erfolgreich therapiert werden. Was sich hinter dieser "neuen" Erkrankung verbirgt und welche Maßnahmen ergriffen werden können, darauf soll im folgenden näher eingegangen werden.

Magengeschwür = Tumor?

Bevor richtig gehandelt werden kann, muß man wissen, mit was man es zu tun hat. Deshalb soll kurz erläutert werden, was ein Magengeschwür eigentlich ist. Denn wenn man den Begriff "Geschwür" im Allgemeinen hört, hat man die Vorstellung, daß es sich dabei um eine Zubildung, vor allem aber um eine tumorartige Wucherung handelt. Beim Magengeschwür sind die Veränderungen aber keine Zellwucherungen, sondern vielmehr Zerstörungen der Schleimhautzellen, die nur oberflächliche (Erosion) oder tiefere Zellschichten betreffen (lat. Ulkus, Plural: Ulzera). Diese Magenschleimhautläsionen können als kraterartige Gebilde vorliegen, die meistens im akuten Stadium mit örtlichen Blutungen und Schmerzen verbunden sind. Hinter dem Begriff "Magenulkus" verbirgt sich also eine Schleimhautläsion und kein Geschwür (Zellzubildung).

Läsionen - überall zu finden?

Der Magen des Pferdes hat ein Fassungsvermögen von 15 - 20 Litern und ist relativ klein. Man unterteilt ihn in drei Abschnitte. An die Mündung der Speiseröhre schließt sich der drüsenlose Blindsack an. Des weiteren ist im Magen die Fundus- und Pylorusdrüsenzone vorhanden, in denen der Magensaft gebildet wird. Schleimhautläsionen werden zum überwiegenden Teil (85 - 100 %) im drüsenlosen Teil des Magens nachgewiesen; nur vereinzelt treten Magenulzera auch in der Fundus- Drüsenzone auf.

Symptome - manchmal schwer zu erkennen

Die typischen Symptome für Magengeschwüre bei ausgewachsenen Pferden sind Speicheln, Zähneknirschen und Leerkauen und werden vom Fachmann als Bruxismus zusammengefaßt. Bei Jungtieren, insbesondere Fohlen, sind die Anzeichen für eine Erkrankung dagegen nicht so eindeutig:

Neben Koliken und Bruxismus können Inappetenz, Durchfälle, vermehrtes Liegen auf dem Rücken, ein unterbrochenes Saugen sowie vermindertes Wachstum oder ein stumpfes Fell als Hinweise für das Vorliegen von Magenschleimhautläsionen gewertet werden.

Für den Besitzer ist jedoch wichtig zu wissen, daß ein unabdingbarer Zusammenhang zwischen den beschriebenen Symptomen und dem Vorhandensein der Erkrankung nicht immer gegeben sein muß. Oft bleiben die Magenschleimhautveränderungen ohne Anzeichen unerkannt. Andererseits können aber die beschriebenen Symptome auch bei Pferden ohne endoskopisch feststellbare Veränderungen im Magen beobachtet werden. Besondere Beachtung verdient eine Leistungsminderung bzw. Leistungsverweigerung oder eine allgemeine schlechte Kondition, die gewöhnlich nur schwer einer eindeutigen Ursache zuzuordnen sind. Sie könnten aber durchaus bei bisher unerkannten Magenulzera als Hinweis gewertet werden.

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